Schreiben in unterschiedlichen Fremdsprachen: Pausen- und Korrekturverhalten im Englischen und Deutschen
Ich bin Marije Roorda und ich bin 25 Jahre alt. Ich habe zuerst Europäische Sprachen und Kulturen und anschließend Deutsch auf Lehramt in Groningen studiert. Zurzeit arbeite ich als Deutschlehrerin in Amersfoort und Dozentin an der RUG. Für meine Masterarbeit habe ich den ersten Preis der Studierendenkonferenz der VGNU gewonnen.

Schreiben in unterschiedlichen Fremdsprachen: Pausen- und Korrekturverhalten im Englischen und Deutschen
In meiner Masterarbeit wurden kognitive Schreibprozesse im Englischen und Deutschen untersucht. Englisch ist in den Niederlanden omnipräsent. Der englische Input, z.B. durch die Medien, ist sehr umfangreich. Die Studie von Unsworth et al. (2014) hat gezeigt, dass vierjährige Kinder, die erstmals zur Schule gehen, schon ein wenig rezeptive Kenntnisse des Englischen haben. Unter anderem deswegen kann Englisch nicht ganz als Fremdsprache betrachtet werden (De Bot, 2014; Edwards, 2016). Demgegenüber kann die deutsche Sprache in den Niederlanden als Fremdsprache betrachtet werden, da sie im Allgemeinen nur an Schulen gelernt wird, meistens auf eine explizitere Weise.
>> Vanaf hier verder lezen << Schreibprozesse können einen Einblick in die kognitiven Prozesse der Schreibenden und deren Sprachfertigkeit geben. Um die Schreibprozesse im Deutschen und Englischen zu untersuchen, habe ich mir das Pausen- und Korrekturverhalten von 19 niederländischen MuttersprachlerInnen beim Schreiben von zwei argumentativen Texten mithilfe von Keystroke Logging und retrospektivem lautem Denken (Stimulated Recall) angeschaut. Die Probanden, mit Niederländisch als Muttersprache, schrieben die zwei Texte in Inputlog, während eine Aufnahme des Bildschirmes gemacht wurde. Gleich nach dem Schreiben fand das retrospektive laute Denken statt. Die Ergebnisse zeigen einige Unterschiede zwischen den Sprachen. Erstens wurde im Englischen weniger, aber länger pausiert. Zweitens wurde die Tendenz sichtbar, dass die Sprachfertigkeit die Ergebnisse beeinflussen könnte. Für Deutsch gilt zum Beispiel, dass je höher das Sprachfertigkeitsniveau wurde, desto weniger zwischen kleineren Texteinheiten pausiert wurde (z.B. innerhalb Wörtern). Für Englisch gilt, dass je höher das Sprachfertigkeitsniveau wurde, desto weniger an allen Textstellen pausiert wurde. Zum Schluss zeigen die Daten des Stimulated Recalls, dass auf Deutsch hauptsächlich wegen lexikalischer und morphosyntaktischer Gründe pausiert oder korrigiert wurde, z.B. dachten die Probanden während des Schreibens vor allem über Wörter und grammatische Strukturen nach, während es im Englischen mehr verschiedene Gründe dafür gab. Aus den Ergebnissen geht hervor, dass die Probanden beim Schreiben des englischen Textes mehr darüber nachgedacht haben, was geschrieben werden soll, während sie im Deutschen mehr Aufmerksamkeit der Frage gewidmet haben, wie sie etwas schreiben sollen. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass im Deutschunterricht intuitiven Schreibprozessen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden sollte.
Laatst gewijzigd: | 15 juli 2024 11:00 |