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Rezension zum Kabarett-Programm Die Vorteile des Lasters von Lisa Eckhart

Im Seminar Deutsch Plus 2A (B2/C1) im Studiengang Europäische Sprachen und Kulturen (ETC) an der Universität Groningen reflektieren Studierende darüber, wie Sprache und Denken zusammenhängen und wie Sprache unsere Identität prägt. In einer der Aufgaben befassen sie sich mit dem Thema Sprache und Humor, dabei erkunden sie die deutschsprachige Satire-, Comedy- und Kabarett-Landschaft und analysieren den Inhalt und die Sprache einer Satireshow. Die Ergebnisse dieser Analyse werden in Form einer journalistischen Rezension präsentiert. In diesem Newsletter veröffentlichen wir die Rezension der ETC-Studierenden Eline Schaap über das Programm Die Vorteil des Lasters der österreichischen Kabarettistin Lisa Eckhart. So eine Aufgabe bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, mit Studierenden über die Grenzen der Meinungsäußerung und der künstlerischen Freiheit zu diskutieren.    

Lisa Eckhart ~ Die Vorteile des Lasters                                        

Von Eline Schaap

,,Es war nicht alles schlecht unter Gott. Gut war zum Beispiel, dass alles schlecht war. Denn alles, was man tat, war Sünde.‘‘ Provokativ, spitzzüngig und ein bisschen hochnäsig: Diese Stichwörter umschreiben genau den Stil der österreichischen Kabarettistin, Poetry-Slammerin und Schriftstellerin Lisa Eckhart und treffen auch auf ihr zweites Soloprogramm Die Vorteile des Lasters zu. Dieses Programm startete im Januar 2018 und handelte unter anderem von dem Erfinden neuer Sünden in unserer heutigen Zeit.

Lebenslauf

Lisa Eckhart ist als Lisa Lasselsberger im Jahr 1992 in Leoben, Österreich, geboren und hat ihre ersten sechs Lebensjahre bei ihren Großeltern verbracht, weil ihre Mutter zu dieser Zeit noch studierte[1]. In einer Sendung von SRF Kultur Sternstunden erzählt sie, wie diese erste Lebensphase sie geprägt hat und dass sie sich dadurch eine quasi psychische Langsamkeit angeeignet hat: ,,Was bei meinen Großeltern nur vielleicht eine motorische Einschränkung war, habe ich mir sehr als eine Lebensart angewöhnt. Ich bin unfassbar unfähig zur Spontanität.‘‘ Nach dem Studium der Germanistik und Slawistik in Paris und Berlin, hat die Kabarettistin angefangen sich mit Poetry-Slams zu beschäftigen und ist damit richtig erfolgreich geworden. In der Öffentlichkeit und auf der Bühne tritt Lasselsberger als Lisa Eckhart auf – also mit dem Nachnamen ihres Vaters.

Die Vorteile des Lasters

Lisa Eckhart zeigt, dass man für eine gelungene Kabarettvorstellung nicht unbedingt viel Schnickschnack braucht; anderthalb Stunden unterhält sie sitzend auf einem Stuhl das Publikum mit intelligenten Witzen, die sie auf schauspielerische Art mit geschickten und theatralischen Gesten bekräftigt. Aber hier ist Vorsicht geboten, denn wer denkt, dass ihm oder ihr ein emotional erholsamer Abend bevorsteht, wird ein blaues Wunder erleben. In einer Rezension heißt es, Eckharts Auftritte sind ,,Ritte auf der Rasierklinge, die gleichzeitig intellektuelle Hellhörigkeit und ein dickes Fell erfordern‘‘ Und wie zutreffend diese Umschreibung ist, wird jede Person, die sich ihre Vorstellung anschaut, sofort merken. Die Kabarettistin scheut sich nämlich nicht davor, messerscharf und satirisch mit heiklen Themen, wie zum Beispiel Nationalsozialismus, Flüchtlinge und Religion, voranzugehen.

Denkanstöße oder doch reine Beleidigungen?

Mit ihrer kunstvollen Provokation trifft Eckhart regelmäßig einen Nerv; anhand ihrer Vorstellung Die Vorteile des Lasters wird ihr von Kritikern unter anderem Rassismus, Antisemitismus und fehlende politische Korrektheit vorgeworfen. In der Sendung mit SRF Kultur Sternstunden äußert Eckhart sich über diese Kritik und sagt dazu, dass man ihrer Meinung nach die politische Korrektheit nicht mit der moralischen Korrektheit verschmelzen lassen muss. Darüber hinaus behauptet sie, dass sie ihre Satire darauf basiert, dass in unserer Gesellschaft weder Antisemitismus noch Rassismus salonfähig ist und dass sie deswegen in der Lage ist, die Stereotype und Vorurteile zunächst zu rekonstruieren, aber danach auch sofort zu entlarven. Eckhart erklärt dazu auch noch, dass sie auf diese Weise mit ihren Auftritten gerne die Zuhörer*innen dazu auffordert, von ihrer Gedankenfreiheit Gebrauch zu machen.

,,Der Witz, der niemanden kränkt, der aber irgendjemanden zum Lachen bringt, der ist nicht erfunden.‘‘

Es ist klar: Man ist entweder völlig von Eckhart begeistert oder hält ihren Stil für viel zu provokativ und rassistisch - es gibt einfach keinen Mittelweg. Egal was man von ihr hält, mit ihrem wunderbaren österreichischen Akzent und einzigartigen Stil wird Eckhart immer Aufsehen erregen und Stoff zum Nachdenken geben. Wenn man aber empfindlich für provokative Aussagen ist, dann würde ich zum Zweck der Denkanstöße eher ein politisch korrektes Heft empfehlen. Denn obwohl schwarzer Humor vielleicht eine Sünde unserer Zeit ist, kann laut Eckhart von einem Witz, der niemanden kränkt und gleichzeitig lustig ist, einfach nicht die Rede sein.

Laatst gewijzigd:15 juli 2024 11:00