ANÉLA/VIOT Juniorendag 2022: Die Frischlinge ans Wort
Am Freitag, den 22. April 2022, lud die Universität in Leiden zum 31. Anéla/VIOT Juniorendag. Dieser Tag bietet den Sprachwissenschaftler*innen von morgen jährlich eine Plattform, um Forschungsprojekte, die sie im Rahmen ihrer Bachelorarbeiten, Masterarbeiten oder Dissertationen ausgeführt haben, zu präsentieren, sich auszutauschen und einander zu inspirieren.
Nach einer warmen Begrüßung der Organisator*innen eröffnete Dr. Naomi Kamoen von der Universität Tilburg als erste Keynote-Sprecherin den Juniorendag und präsentierte ihre Forschung zum Sprachgebrauch bei Wahlentscheidungsapplikationen. Erste Ergebnisse deuten darauf hin, dass bestimmte sprachliche Formulierungen von Standpunkten ihre Verständlichkeit negativ beeinflussen und dass Nutzer*innen bei Verständnisproblemen oftmals keine Motivation haben, selbstständig Informationen zu den Themen zu recherchieren, um ein besseres Verständnis der Sachverhalte zu entwickeln.
>> Vanaf hier verder lezen << Daraufhin war es Zeit für den ersten Präsentationsblock, in dem Studierende der Sprachwissenschaft u.a. ihre Forschungsprojekte zum Zweitspracherwerb und -gebrauch, zur Sprachwahrnehmung und zu Interaktionsstrukturen im Klassenzimmer vorstellten. Während der anschließenden ersten Posterpräsentationsrunde, in der u.a. originelle Themen wie Mansplaining und die Kommunikation zwischen Kühen diskutiert wurde, wurde wohl allen Teilnehmer*innen deutlich, dass der Sprachwissenschaft schlicht und ergreifend keine Grenzen gesetzt sind. Diskussionen, die im Rahmen der Präsentationen entstanden waren, konnten bei einem informellen Mittagessen in der Cafeteria der geisteswissenschaftlichen Fakultät fortgesetzt werden.
Während der zweiten Hälfte des Juniorendags fand eine zweite Präsentationsreihe statt. Während dieser wurde erneut zu einem weiten Themenfeld präsentiert (z.B. zur Konversationsanalyse in verschiedenen Kontexten, zur Sprachentwicklung bei Kindern und zu kommunikativen Unterschieden zwischen Muttersprachler*innen und nicht-Muttersprachler*innen). Im Anschluss waren die Teilnehmer*innen zur zweiten Keynote-Präsentation eingeladen, in der Dr. Ronny Boogaart von der Universität Leiden seine Studien zu semantischen Erweiterungsprozessen bei niederländischen Temporaladverbien vorstellte, die zunehmend argumentativ eingesetzt zu werden scheinen.
Der Juniorendag endete mit der Preisverleihung für die beste Masterarbeit und die beste Posterpräsentation. Melanie Theunis von der Rijksuniversiteit Groningen und der Radboud Universität gewann für ihre Posterpräsentation, in der sie den Mangel an morphologischem Bewusstsein bei Sprachdozenten im niederländischen Schulsystem diskutiert und sich für eine stärkere Integration linguistischer Konzepte in der Sprachlehre ausgesprochen hatte.
Den Nominierten des Preises für die beste Masterarbeit stand währenddessen eine Überraschung bevor. Da sich die Fachjury nicht für eine Gewinnerin entscheiden konnte, wurden kurzerhand zwei Preise vergeben: Moira van Puyvelde von der Universität in Gent hatte die Jury mit ihrer soziolinguistischen Studie zu den Einstellungen flämischer Muttersprachler*innen gegenüber türkischen Zweitsprachensprecher*innen überzeugt. Auch Veerle Wilms von der Radboud Universität hatte die Zuhörer*innen ihrer Präsentation - und offensichtlich auch die Fachjury - mit ihrer kreativen Studie zum Effekt von deutlichen Gebärden und Hintergrundgeräuschen auf die Verständlichkeit gesprochener Sprache beeindruckt.
Der gemütliche Umtrunk im Anschluss an die Preisverleihung bot den perfekten Abschluss dieses besonderen Tags. Mein Fazit: Anéla und VIOT haben mit dem Juniorendag eine einmalige Plattform ins Leben gerufen, bei der am 22. April 2022 angehende Sprachwissenschaftler aus den Niederlanden, Belgien, Deutschland und der Schweiz zusammen gekommen sind, um sich zu den verschiedensten Disziplinen der Linguistik auszutauschen. Neben schönen Erinnerungen sowie inspirierenden Forschungsprojekten und Präsentationen führte dieser Tag vor allem zu einer sehr beruhigenden Erkenntnis: Die Zukunft der Sprachwissenschaft ist in guten Händen.
Laatst gewijzigd: | 15 juli 2024 11:00 |